Pfarrei

von Anita Irl

Anna Schäffer Vorbild auch für unsere Zeit

 

Weihbischof Graf feiert Gottesdienst

 

Viel Segen in Form vom lang ersehnten Regen gab es beim diesjährigen Anna Schäffer Gebetstag in Mindelstetten. Gingen während des gesamten Tages immer wieder schauerartige Regenfälle nieder, so öffnete der Himmel während des abendlichen Rosenkranzgebetes seine Schleusen und es fiel wolkenbruchartiger Regen. Während einige Pilger mit Regenschirmen ausgerüstet eisern auf dem Kirchenvorplatz verharrten, suchten viele in den beiden Kirchen Schutz. Doch rechtzeitig zum Pontifikalgottesdienst rissen die Wolken auf und der Platz füllte sich mit Gottesdienstbesuchern.

 

Bereits zum Vormittagsgottesdienst um neun Uhr konnte Ortspfarrer Josef Schemmerer viele Verehrerinnen und Verehrer der heiligen Anna Schäffer begrüßen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten zum Annatag kommen. Besonders begrüßte er Bischöflich Geistlichen Rat (BGR) Hans-Josef Bösl als Hauptzelebrant und Prediger. Dieser war seinerzeit beim Gerichtshof zum Informativprozess zur Seligsprechung Anna Schäffers erster Notar. Der Gerichtshof, der vom damaligen Diözesanbischof Dr. Rudolf Graber 1973 eingesetzt wurde, umfasste drei Richter, zwei Notare, einen Antragsteller und einen Staatsanwalt, dem sogenannten „Advocatus diaboli“. BGR Bösl ist noch das einzig lebende Mitglied dieses Gremiums, so Schemmerer. Bösl führte in seiner Predigt aus, dass er sich als junger Priester zunächst geärgert habe, als ihm diese Aufgabe übertragen wurde. „Ich hegte nämlich den Verdacht: da wirst du es mit einem wundersüchtigen Publikum zu tun haben dessen Religiosität sich weitgehend auf Privatoffenbarungen stützt. Als ich dann die ersten Zeugenaussagen protokollierte, war ich sehr angetan, nicht nur von der Person Anna Schäffers, deren Leben mir davor nicht bekannt war, sondern auch von allen Zeugen.“ Vor der Lebensleistung Anna Schäffers könne man sich nur verneigen, so der Prediger weiter, war doch ihr Leben nichts anderes als eine lebendige Darstellung des Evangeliums.

 

Nach dem Gottesdienst verweilten die einen Pilger am Grab Anna Schäffers zum Gebet, während andere die Gelegenheit zur Beichte wahrnahmen. Die Möglichkeit das Geburtshaus zu besichtigen oder den Film über das Leben der Heiligen anzuschauen nutzten viele Besucher. Am Pilgerzentrum konnte man sich mit Kaffee und Kuchen stärken.

 

Um elf Uhr folgte dann die Messe im außerordentlichen Ritus, die Domvikar Georg Schwager, Leiter der Abteilung für Selig- und Heiligsprechungen der Diözese Regensburg, in der Anna Schäffer Kirche zelebrierte. Der Domvikar feierte am Nachmittag auch die Andacht der Anna Schäffer Bruderschaft, bei der die Möglichkeit bestand, sich einzeln mit der Anna Schäffer Reliquie segnen zu lassen.

In den Nachmittagsstunden machten sich die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr daran, auf dem Kirchplatz Bänke für den abendlichen Gottesdienst aufzustellen.

Trotz der unbeständigen Wetterlage versammelten sich ab 17:30 Uhr Gläubige auf dem Platz vor der Kirche zum Rosenkranzpsalter, der von Kindern und Jugendlichen aus der Pfarrei vorgebetet wurde. Durch den dann einsetzenden wolkenbruchartigen Regen flüchteten viele Beter in die Kirche. Wenngleich das Vorbeten für die Kinder auf dem Altarpodium durch den Regenguss erschwert wurde, beteten sie weiter tapfer den Rosenkranz vor, der über die Lautsprecheranlage auch in der Kirche zu hören war.

Mit dem Rosenkranzgebet endete auch der Regen. Die aufgestellten Bänke wurden abgewischt und die Gottesdienstbesucher konnten zum Pontifikalamt mit Weihbischof Dr. Josef Graf aus Regensburg Platz nehmen.

Dieser zog vom Pfarrhaus aus mit den Ministranten, dem Ortspfarrer und 20 weiteren Priestern durch ein Spalier der örtlichen Fahnenabordnungen auf das Altarpodium. Dort hieß Pfarrer Schemmerer neben dem Weihbischof auch alle Gläubigen aufs Herzlichste willkommen. Des Weiteren begrüßte er den ehemaligen Mindelstettener Pfarrer Monsignore Johann Bauer, die Regionaldekane Thomas Stummer aus Neustadt und Johannes Hofmann aus Straubing, den Prodekan Willi Karsten aus Großmehring, sowie alle Mitbrüder im priesterlichen Dienst. Besonders begrüßte er auch die Vertreter des öffentlichen Lebens, namentlich Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dreml, Landrat Alexander Anetzberger, stellvertretenden Landrat Bernhard Sammiller, Altbürgermeister und Kreisrat Josef Kundler und die Bürgermeister Alfred Paulus und Josef Lohr.

Weihbischof Graf schloss sich diesen Begrüßungsworten an und freute sich, dass er diesen Gottesdienst zu Ehren der heiligen Anna Schäffer zelebrieren darf.

Zu Beginn seiner Predigt stellte er die Frage: „Was ist mit der Kirche los?“. Angesichts der horrenden Anzahl der Kirchenaustritte und der Missbrauchsskandale, sei diese Frage aktueller denn je. Doch bereits Anna Schäffer war angesichts der politischen Umwälzungen in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg in Sorge um den Fortbestand der Kirche. So schrieb sie im Januar 1919: „Für die heilige Kirche und ihre Hirten zu beten und zu leiden, geht mir über alles.“ Viele Gläubig leiden heute an der Kirche, aber auch mit der Kirche, so der Weihbischof und ermutige dabei alle Gläubigen wie Anna Schäffer trotz vieler Fehler für ihre Kirche einzustehen.

Der Gottesdienst wurde vom Mindelstettener Kirchenchor unter Leitung von Wolfgang Schauer und Christina Schmailzl an der Orgel mit der Festmesse von Karl Nussbaumer musikalisch umrahmt

Am Ende des Gottesdienstes bedankte sich Pfarrer Schemmerer bei den vielen freiwilligen Helfern die zum Gelingen des Gebetstages beigetragen haben.

Nach dem bischöflichen Schusssegen sang die Gottesdienstgemeinde noch gemeinsam das Te Deum.

Während der Weihbischof auf dem Weg zurück zum Pfarrhof noch die anwesenden Kinder segnete und mit den Gläubigen ins Gespräch kam, machten sich die zahlreichen Helfer bereits wieder ans Aufräumen.

 

Details aus dem Seligsprechungsprozess

 

In seiner Predigt anlässlich des Vormittagsgottesdienstes am Anna Schäffer Gebetstag berichtete Bischöflich Geistlicher Rat (BGR) Bösl interessante Details über den Seligsprechungsprozess Anna Schäffers.

Damit von der Kirche für eine Person ein Seligsprechungsprozess eröffnet wird, braucht diese bereits einen gewissen Ruf und eine Institution muss beim Bischof dafür einen Antrag stellen. Da Anna Schäffer bei der Bevölkerung zu ihren Lebzeiten schon den Ruf einer Fürsprecherin hatte, stellte die Pfarrei beim damaligen Diözesanbischof einen Antrag auf Eröffnung eines Informativprozesses zur Seligsprechung. Dieser gab dem Gesuch nach und richtete dafür einen Gerichtshof mit drei Richtern, zwei Notaren und einen Kirchenanwalt ein. Des Weiteren werden für eine solchen Prozess mindestens 40 Zeugen benötigt. Bei Anna Schäffer wurden 60 Personen als Zeugen vernommen, die aus jeder Phase ihres Lebens berichteten. Bei jeder Sitzung mussten die Zeugen unter Eid bestätigen, dass sie bei ihrer Aussage nichts weggelassen und nichts hinzugefügt haben. Sollten sie irgendetwas Wahrheitswidriges aussagen, wären sie automatisch exkommuniziert.

So wurde bei dem Prozess das Gerücht widerlegt, dass eine Arbeitskollegin Anna Schäffer in den Waschkessel hineingestoßen habe. Ein weiterer Zeuge berichtete über die Stigmatisierung Anna Schäffers. Er habe an einem hellen Sonnentag bei Anna Schäffer einen Krankenbesuch gemacht. Während des Gespräches habe Anna unwillkürlich die Hand gehoben. Dabei sei das Sonnenlicht durch ihre erhobene Hand gefallen, in der er ein großes Loch entdeckte. Als der Besucher sie darauf ansprach, sei Anna sehr erschrocken und habe ihn eindringlich gebeten, mit niemanden darüber zu sprechen. Sie habe die Stigmen erhalten, aber Gott gebeten, Haut darüber wachsen zu lassen, so dass man nach außen nichts sehen könne.

Über die Wunderheilung die zur Heiligsprechung Anna Schäffers führte und die auf ihre ausschließliche Fürsprache geschah, berichtete Bösl noch folgendes: Er habe in Rom mit dem ärztlichen Gutachter, einen Universitätsprofessor, über diese Heilung sprechen können. Es ging dabei um den Befund einer fortgeschrittenen Leberzirrhose mit Bauchwassersucht, die als unheilbar galt. Die Heilung erfolgte rasch, vollständig, anhaltend und unerklärlich, wie das Kollegium aus sechs Ärzten erklärte. Die Ärzte können aber als Naturwissenschaftler nicht den Ausdruck „Wunder“ verwenden, sie können lediglich feststellen, dass die Heilung nach heutigem Stand der Medizin nicht erklärbar ist.

 

 

Weihbischof Graf segnet nach dem Gottesdienst die Kinder und kommt mit den Gläubigen ins Gespräch
Nach dem Gottesdienst

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