Pfarrei
von Anita Irl
Gebetstag mit dem Augsburger Bischof Bertram Meier
„Wert des Lebens auch im Leiden schätzen“
„Vor drei Jahren habe ich die heilige Anna Schäffer kennen gelernt und sie hat mir in meiner langwierigen Krankheit geholfen“, berichtet Regina aus Delmenhorst bei Bremen, die mit ihrer Familie zum diesjährigen Anna Schäffer Gebetstag nach Mindelstetten gekommen ist. Wie für die Frau aus Norddeutschland, ist der alljährliche Gebetstag für viele Pilger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum Gelegenheit, ihre Bitten und Anliegen, aber auch ihren Dank, persönlich zum Grab der Heiligen zu bringen.
Bereits zum Vormittagsgottesdienst konnte Ortspfarrer Josef Schemmerer mehrere hunderte Gläubige begrüßen. Prälat Josef Ammer aus Regensburg zelebrierte diese Messe. In seiner Predigt betrachtete er eine Gedicht Anna Schäffers, in dem sie ihre Sehnsucht nach dem Sterben zum Ausdruck brachte. „Wen würde es wundern, wenn Anna Schäffer angesichts ihres schweren Leidens und der schwierigen Zeitumständen alle Zuversicht aufgegeben hätte? Sie gab jedoch nicht auf, sondern fand sogar die Kraft, andere in ihren Nöten und Sorgen von ihrem Krankenbett aus zu trösten und aufzurichten“, meinte Ammer dabei.
Nach diesem Gottesdienst verweilten die einen Pilger am Grab Anna Schäffers zum Gebet, während andere die Gelegenheit zur Beichte wahrnahmen. Die Möglichkeit das Geburtshaus zu besichtigen oder den Film über das Leben der Heiligen anzuschauen nutzten viele Besucher. Am Pilgerzentrum konnte man sich mit Kaffee und Kuchen stärken und miteinander ins Gespräch kommen.
Um elf Uhr feierte Domvikar Georg Schwager, Leiter der Abteilung für Selig- und Heiligsprechungen der Diözese Regensburg, in der Anna Schäffer Kirche eine lateinische Messe, die von einer Männer-Schola aus Regensburg musikalisch gestaltet wurde. Die im Jahr 2004 von Domvikar Schwager gegründete Anna Schäffer Bruderschaft, die mittlerweile 2100 Mitglieder umfasst, feierte um 14:00 Uhr ihre jährliche Bruderschaftsandacht. Anschließend bestand die Möglichkeit, sich einzeln mit der Anna Schäffer Reliquie segnen zu lassen.
Auf dem Kirchplatz liefen inzwischen die Vorbereitungen für das Abendprogramm. Mitglieder der Feuerwehr stellten Bierbänke als Sitzgelegenheit auf und Mitarbeiter des katholischen Fernsehsenders K-TV bauten die Technik zur Live-Übertragung des Pontifikalgottesdienstes auf.
Nach und nach trafen auf dem Platz vor der Kirche immer mehr Gläubige ein, die sich zum abendlichen Gottesdienst versammelten. Zur Einstimmung darauf beteten Kinder und Jugendliche aus der Pfarrei den Rosenkranzpsalter vor.
Als Höhepunkt und Abschluss des Gebetstages feierte Bischof Dr. Bertram Meier aus Augsburg das Pontifikalamt. Nach dem festlichen Einzug des liturgischen Dienstes durch ein Spalier der örtlichen Fahnenabordnungen auf das Freialtarpodium, begrüßte Ortspfarrer Schemmerer alle Gläubigen recht herzlich. Seinen besonderen Gruß richtete er an den bischöflichen Gast aus Augsburg, an Regionaldekan Thomas Stummer aus Neustadt, an Dekan Thomas Zinnecker aus Vohburg und an seinen Vorgänger, Ruhestandsgeistlichen Monsignore Johann Bauer aus Altendorf. Auch alle Vertreter des öffentlichen Lebens, namentlich Bezirksrat Alexander Heimisch, Landrat Alexander Anetzberger, Bürgermeister Alfred Paulus und Bürgermeister Josef Lohr aus Oberdolling, hieß er willkommen.
Gerne habe er die Einladung zu diesem Gottesdienst angenommen, sei er doch selbst seit vielen Jahren ein glühender Verehrer der heiligen Anna Schäffer, bekannte Bischof Meier bei seinen Eröffnungsworten. Mit seinen Überlegungen zum Zitat Anna Schäffers: „Wie gut kann man mit Jesus am Kreuze sterben, wenn man mit Jesus am Kreuze gelebt hat!“, versuchte er in seiner Predigt den Gläubigen den Wert eines jeden Lebens nahe zu bringen. „Wir dürfen als Christen niemals den Fehler machen, angesichts von Schmerz und Leid den Sinn des Lebens in Frage zu stellen, … Das Leben, mit all seinen schönen und herausfordernden Seiten, bleibt ein unverfügbares Geschenk Gottes“, so der Bischof. Insbesondere ging er dabei auch auf aktuelle Gesetzesvorlagen zu Abtreibung und assistierten Suizid ein. „Lernen wir von der heiligen Anna Schäffer den Wert des Lebens neu schätzen. Erheben wir unsere Stimme, wo die Würde des Menschen gefährdet ist, und seien wir Anwälte für das Leben.“, meinte der Bischof abschließend.
Der Gottesdienst wurde vom Mindelstettener Kirchenchor unter Leitung von Wolfgang Schauer und Josef Dietl an der Orgel mit der Anna-Schäffer-Messe musikalisch umrahmt.
Vor dem Schlusssegen bedankte sich Pfarrer Schemmerer bei den vielen freiwilligen Helfern die zum Gelingen des Gebetstages beigetragen haben.
Während Bischof Meier auf dem Weg zurück zum Pfarrhof noch die anwesenden Kinder segnete und mit den Gläubigen ins Gespräch kam, machten sich die zahlreichen Helfer bereits wieder ans Aufräumen.